Die Mutter aller Fragen – bin ich eine Gute?

Diese Frage stellt sich jede Mutter höchstwahrscheinlich einmal täglich, zumindest in unseren Breitengraden. Wie sieht es damit in anderen Kulturen aus? Setzen sich Mütter dort auch stets dem Druck aus, die Beste sein zu müssen? Welche Erziehungsaspekte spielen eine wichtige Rolle - und sind es weltweit die Gleichen? 

In westlichen Ländern sind sich Erziehungswissenschaftler und Psychologen einig: die ersten drei Jahre sind die wichtigsten und prägungs-intensivsten Jahre eines Kindes. In dieser Zeit wird das so genannte Urvertrauen gefestigt und wichtige soziale sowie moralische Aspekte angelegt. Unsere Kinder sollen kein Fernsehen schauen, am besten schon mit drei Jahren Englisch sprechen, ein Instrument beherrschen, das beliebteste Mitglied in ihrer Sportmannschaft sein um dann am Ende der Woche beim Hatha Yoga zu entspannen. Zum Benchmarking treffen wir Eltern uns zusätzlich einmal im Monat zum obligatorischen Elternabend, studieren Ernährungsratgeber, moderne Lerntechniken, sicheren Umgang mit Medien und gewaltfreie Kommunikation.

In Namibia würden sie darüber lachen - all diese Maßnahmen sind dort nicht vorhanden, nicht einmal in der dortigen Oberschicht. Der normale Umgang mit Kindern läuft dort viel pragmatischer ab. Die Grundbedürfnisse, also Hunger, Durst oder Gesundheit stehen auch hier im Vordergrund. Darüber hinaus, sind die Kinder aber weitestgehend sich selbst überlassen. Das heißt, sie spielen auf der Straße, bauen sich Seifenkisten aus Holzteilen, rennen um die Wette, stürzen und verletzen sich, stehen auf und spielen weiter. Eingegriffen wird nur dann, wenn es zwingend notwendig erscheint. Konsequenterweise, gibt es in Namibia Unterhaltungen, Ermahnungen und Zurechtweisungen in dem Sinne, wie wir es hierzulande pflegen nicht. Darüberhinaus, spielen nich nur die leiblichen Eltern eine Rolle, sondern die so genannten „sozialen Eltern“ – Oma, Opa, Tante, Onkel, gute Freunde der Familie sowie Nachbarn – sind mindestens genauso wichtig. Demnach erfährt das Kind als Individuum keine besondere Aufmerksamkeit, darf jedoch immer und überall dabei sein. Eine Nanny braucht es dafür nicht. Babys werden z. B. grundsätzlich am Körper getragen, größere Kinder kommen und gehen wie sie wollen. Ein paar Gesetze bestehen jedoch auch hier: respektiere Ältere, stehle nicht – außer du hast Hunger – und würdige täglich deinen Glauben. Das Erstaunliche dabei, diese Kinder sind häufig wesentlich sozialer und liebevoller im Umgang miteinander, als es bei uns zu beobachten ist. Somit ist bereits ein sechsjähriger namibianischer Junge durchaus in der Lage, sich rührend um einen Säugling zu kümmern, einem Zweijährigen das Marmeladenbrot zu schmieren und anschließend seine "Hausis" auf dem Boden liegend zu machen. Nichtsdestotrotz und obwohl, es aufgrund der erschwerten Lebensbedingungen viele verletzte, verlassene Kinderseelen gibt, entwickeln sie sich nicht automatisch zu depressiven, schwächlichen Erwachsenen, die einmal wöchentlich ihren Therapeuten aufsuchen müssen.

Damit wären wir wieder am Anfang - welche Kindererziehung ist die Richtige und vor allem, wann bin ich eine gute Mama? Was denken Sie?