„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“

„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ (Artikel 1 unseres Grundgesetzes) 

Was genau verstehen wir unter dem Wort „Würde“? 

Nur ein großes Wort mit einem noch größerem Wirkungsbereich?

Wann genau verletzen oder beschneiden wir die Würde eines einzelnen Individuum oder einer ganzen Gesellschaft ?

 

Hierzu möchte ich gerne ein Beispiel aus meinem Arbeitsalltag erzählen.

Heutzutage ist es keine Seltenheit, dass Menschen mit verschiedenen Glaubensrichtungen gemeinsam in einem Betrieb arbeiten und folglich zusammen zu Mittag essen. Diese Tatsache stellt Köche häufig vor eine große Herausforderung. Sie müssen nicht nur für Vegetarier, Veganer oder Allergiker kochen, sondern müssen zudem die Regeln bezüglich der Ernährung von beispielsweise Muslimen und Hinduisten kennen.

Nicht selten kommt es zu der unangenehmen Situation, dass das „Cordon Bleu“ zwar aus Putenfleisch hergestellt wurde - und dieses Detail explizit genannt wird - die Schinkenfüllung jedoch weiterhin aus Schweinefleisch besteht. Wie geht es einem Muslim, der nach dem Essen feststellen muss, dass er gerade Schweinefleisch verspeist hat? Wie fühlt sich ein überzeugter Veganer, dem entweder aus Unwissenheit oder Faulheit Fleisch ins Essen gemischt wurde?

Wird in einer solchen Situation die Würde des Individuums verletzt? Die Würde, der innere Wert, die individuelle Seinsbestimmung wird angegriffen, wenn Menschen in ihren Gedanken, Glaubensvorstellungen und Auslegungen eingeschränkt werden. Denn solange sie damit Andere, Außenstehende, nicht schädigen - kann ich nur frei zitieren „Die Gedanken sind frei!"

Auf welcher Grundlage können wir Toleranz und Akzeptanz unserer Kultur und Werte gegenüber fordern, wenn wir selber die Mühe scheuen, das Desinteresse zu enorm ist, unsere Mitmenschen kennen und respektieren zu lernen?